Let´s talk about GOLD
Um die Beziehung zwischen Wissenschaft und Gesellschaft im Bereich der Biowissenschaften stabiler gestalten zu können, ist ein besseres Verstehen erforderlich, wie sich Menschen, die nicht professionell in diesem Bereich involviert sind, zu dieser Art der Forschung positionieren. Wie nehmen sie die sozialen und ethischen Dimensionen, um die es geht, wahr? Welchen Einfluss haben Eigenschaften wie Geschlecht und direkte Betroffenheit?
BMBWK Forschungsprojekt im Rahmen des Accompanying Research Programme ELSA within the Austrian Genome Research Programme GEN-AU.
2004-2007
- Institut für Wissenschaftsforschung der Universität Wien (Projektleitung: Univ.-Prof. Dr. Ulrike Felt).
In der jüngeren Vergangenheit ist eine Zunahme öffentlicher Kontroversen im Bereich der Biotechnologie zu beobachten. Das Vertrauen in die bestehenden gesellschaftlichen Mechanismen des Umgangs mit der Beziehung von Wissenschaft und Gesellschaft scheint erschüttert. Rein expertInnen-zentrierte Methoden, sich mit ethischen und gesellschaftlichen Perspektiven im Bereich der Biotechnologie auseinanderzusetzen, werden zunehmend hinterfragt. Als Antwort auf diesen Verlust öffentlichen Vertrauens versuchen sowohl nationale Regierungen als auch Akteure auf europäischer Ebene neue Mechanismen für die Interaktion zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu entwickeln.
Um die Beziehung zwischen Wissenschaft und Gesellschaft im Bereich der Biowissenschaften stabiler gestalten zu können, ist ein besseres Verstehen erforderlich, wie sich Menschen, die nicht professionell in diesem Bereich involviert sind, zu dieser Art der Forschung positionieren. Wie nehmen sie die sozialen und ethischen Dimensionen, um die es geht, wahr? Welchen Einfluss haben Eigenschaften wie Geschlecht und direkte Betroffenheit?
Es erscheint daher wichtig, Methoden zu entwickeln, im Rahmen derer gesellschaftliche Positionierungen zu sensiblen Forschungsbereichen bereits frühzeitig sondiert werden können, und mit denen ein Umfeld geschaffen werden kann, diese in einer konstruktiven Weise zu diskutieren.
Unser Projekt folgt dem bereits in der Schweiz erprobten Modell des "Runden Tisches". Über den Zeitraum eines Jahres wird sich eine Gruppe von Menschen, die verschiedenste Zugänge zur Thematik repräsentieren sollen, in regelmäßigen Abständen mit WissenschaftlerInnentreffen, die an einem Projekt im Bereich der medizinischen Genomforschung arbeiten. Gemeinsam werden verschiedene Aspekte dieser Forschung diskutiert.
Die ForscherInnen werden ihre Arbeit präsentieren, darüber sprechen, welche Fragen sie sich stellen und welche möglichen Auswirkungen ihrer Forschung sie sehen. Weiters sind Laborbesuche und die Einladung von ÄrztInnen, die in Kontakt mit Betroffenen stehen, sowie von EthikerInnen an den "Runden Tisch" geplant.
Für die Mitglieder der Öffentlichkeit sollen die Runden Tische, indem sie die ForscherInnen bei ihren Forschungen "begleiten", einen Raum bieten, ihre Erfahrungen einzubringen, ein differenziertes Bild dieser Forschung sowie eine Position zu deren sozialen und ethischen Dimensionen zu entwickeln. Den beteiligten ForscherInnen sollte dieses Zusammentreffen ein besseres Verständnis, welche Fragen sich für Nicht-WissenschaftlerInnen zu ihrer Forschung stellen, ermöglichen. Im Gegensatz zum Modell der Bürgerkonferenzen befragen Laien nicht ExpertInnen nach ihrem Wissen, sondern es sollen Erfahrungen in der Auseinandersetzung von medizinischer Genomforschung und Gesellschaft dialogisch erarbeitet werden.
Ziel der Begleitforschung ist es, einen Raum für einen Lernprozess zu eröffnen, in dem es möglich ist, Erwartungen, Hoffnungen und Ängste in Bezug auf das Forschungsthema auszudrücken. Dieser Raum soll es ermöglichen, eine Vertrauensbeziehung aufzubauen und neue Formen des Denkens über die Möglichkeiten und Grenzen dieser Art von Forschung für das Individuum, aber auch die Gesellschaft zu entwickeln.